Gestern, am 23.07.2021 eröffnete die Ausstellung “Mastering the Elements” der Alfred Ehrhard Stiftung in Berlin. Die Fotokünstlerin Jana Hartmann hat sich mit ihren Arbeiten auf die Geschichte der Alchemie als faszinierenden Ursprung der Naturwissenschaft fokussiert. Denn die antiken Wissenschaftler waren bei der Untersuchung der natürlichen Materie auf der Suche nach dem Urstoff, dem Stein der Weisen.
Aufbauend auf der griechischen Naturphilosophie ging die Alchemie von natürlichen Transformationsprozessen aus. Die Alchemisten waren davon überzeugt, das die Natur nach Perfektion strebt, sowie der Geist nach Vollkommenheit. Oder wie Goethe das Ziel der Alchemisten beschrieb: “Gold, Gesundheit und langes Leben”. Da die Alchemisten davon ausgingen, dass alle Metalle eines Tages einmal zu Gold werden würden, suchten sie nach dem Stein der Weisen, der auch die unedlen Metalle in Gold verwandelt und eine Universalmedizin zur Heilung aller Krankheiten.
Die Botschaft der Alchemisten zu vermitteln ist für die Künstlerin besonders wichtig. In ihrem ganzheitlichen Weltbild sind Mensch, Natur, Geist und Materie eng miteinander verwoben. Hartmann ist auch von der Symbolsprache der Alchemisten sehr angetan. Damit die Erkenntnisse der Alchimisten nicht jedem zugänglich waren und missbraucht wurden kannten nur Eingeweihte kannten diese Sprache. Für sie berührt diese Vorsichtige Weitergabe von experimentellen Erkenntnissen auch heutigen Fragen der Wissenschaftsethik.
Die fotografierten Laborsituationen und naturwissenschaftliche Exponate deuten auf modere Transmutationstechniken hin, denn tatsächlich wurde nach der Entdeckung der Radioaktivität 1925 zum ersten Mal aus einfachen Metallen Gold hergestellt. Hartmann setzte Teilchenbeschleuniger, Plasma Experimente oder Versuche, Luft in Wasser abzuwandeln, in Szene und verweist so auf diese Entdeckung der Wissenschaft. Auch abstrakte Motive wie das über Plantons These,der Erde wohne eine Würfelstruktur inne, wurden von der Künstlerin als selbstgebaute Studiomodelle inszeniert. Die Botschaft der Alchemisten eines ganzeinheitlichem Weltbilds schlägt die Brücke zu dem Fotograf und Namensgeber der AEStiftung Alfred Ehrhard. Wie auch die Aufnahmen des “Naturphilosoph mit der Kamera” stehen Hartmanns Aufnahmen für die Geistesverwandtschaft von Gesteinsformationen und anderen anorganischen Naturmaterialien.
Die Motive der Fotografien bieten in großer Schönheit, Farbenpracht und Rätselhaftigkeit Bildreferenzen zu den Konzepten der antiken Naturphilosophie, Alchemie und der heutigen Wissenschaft. Sie machen neugierig und verführen den Betrachter, wie Forscher, der Sache auf den Grund zu gehen. Die in Szene gesetzten Exponate lassen deutlich werden, dass unser wissenschaftliches Streben von unseren jeweiligen kulturellen Kontexten geprägt ist.
Die Ausstellung liefert Denkanstöße zur aktuellen Ausrichtung und Verantwortung der modernen Wissenschaft. Es wird Bildhaft vorgeführt, dass Wissenschaft einem ständigen neuem Verhalten bedingt, Experimente scheitern dürfen und eine endgültige Wahrheit nicht existiert.
Begleitende Veranstaltungen: Sonntag, 25. Juli 2021, 14 Uhr: Führung durch die Ausstellung mit Jana Hartmann und Dr. Christiane Stahl, Direktorin Alfred Ehrhardt Stiftung Mittwoch, 18. August 2021, 19 Uhr: Online-Vortrag mit Prof. Lawrence M. Principe, Johns Hopkins University, USA (auf Englisch) „Secrets of Alchemy – Reframing Alchemy’s history and its broad influence on human culture“ Moderation: Jana Hartmann. Der Vortrag wird aufgezeichnet und auf der Homepage der Alfred Ehrhardt Stiftung veröffentlicht. Mittwoch, 8. September 2021, 19 Uhr: Gespräch mit Prof. Dr. Helmut Gebelein und Jana Hartmann „Der ungeteilte Pythagoras – Zur Kritik der Alchemie an den modernen Naturwissenschaften“ Die Veranstaltungen finden unter Vorbehalt statt, entsprechend der behördlichen Auflagen. Um Voranmeldung wird gebeten: info@aestiftung.de |