William Eggleston ist der Vater der künstlerischen Farbfotografie. Sein spezieller Blick inspirierte Generationen von Künstlern und Filmemachern.
1976 wurden Egglestons Bilder zum ersten Mal in einer umfassenden Einzelausstellung im New Yorker Museum of Modern Art präsentiert. Kritik und Publikum reagierten zunächst verhalten bis vernichtend. Mehr als 30 Jahre später kehrte William Eggleston im November 2008 mit der großen Retrospektive „Democratic Camera“ in das Whitney Museum for American Art nach New York zurück. Diesmal feierte ihn die New York Times, genauso wie die gesamte amerikanische Kunstpresse als einen Klassiker, der für die Fotografiegeschichte stilbildend wirkte. Im Februar 2009 war die große Werkschau im Münchner Haus der Kunst zu sehen.
Der Münchner Dokumentarfilmer Reiner Holzemer hat den Fotografen William Eggleston im Herbst 2007 in Memphis besucht. Zum ersten Mal gelang es, den scheuen Künstler über die Entstehung seines Werkes zu befragen und ihn auf einem fotografischen Spaziergang durch Memphis zu begleiten.
Der amerikanische Fotograf William Eggleston (*1939) gilt als Wegbereiter der modernen, künstlerischen Farbfotografie. Seine Aufnahmen zeigen meist unspektakuläre, banale Motive aus dem amerikanischen Alltagsleben, die er in der Regel in der Umgebung seiner Heimat Memphis, Tennessee und Mississippi aufgenommen hat. Eggleston sagt, dass er „demokratisch“ fotografiere, und meint damit, dass er alle Motive, egal ob Mensch, Landschaft oder Gegenstand, gleichwertig betrachte. In der formalen Komposition wirken seine Bilder oft amateurhaft, als wären sie zufällig entstanden.
Anders als sein großes Vorbild Henri Cartier Bresson sucht William Eggleston keine „entscheidenden Augenblicke“. Auch ist ihm jegliches fotojournalistisches Interesse völlig fremd. „I am at war with the obvious – Ich hasse das Offensichtliche“ hat er einmal bekannt. Stattdessen fotografiert er Momente, die mehrdeutig und offen interpretierbar sind.
Seit Ende der 60er-Jahre fotografiert William Eggleston in Farbe. Damit betrat er künstlerisches Neuland in einer Zeit als Farbfotografie noch als vulgär abqualifiziert wurde. Eggleston nutzte für seine Bilder frühzeitig das damals in der Werbung weit verbreitete Dye-Transfer-Verfahren. Damit konnte er, ähnlich wie ein Maler, die Farbintensität und somit auch die psychologische Wirkung seiner Aufnahmen beliebig manipulieren.
Redaktion: Henning Weber
Quelle
27.02.2014, 22:30 Uhr, Bayerisches Fernsehen
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