bis 7. Juli, K21 Ständehaus, Kunstsammlung NRW, Düsseldorf,http://www.kunstsammlung.de
Auf seinen Bildern ist selbst eine Kate Moss in Badelatschen mehr als das Mädchen von nebenan und selbst eine Zimmerpflanze hat ihre Daseinsberechtigung. Das K21 in Düsseldorf zeigt eine Überblicksschau des deutschen Turner-Preisträgers Wolfgang Tillmans, in dessen Fotografie Gegenwartskultur und ästhetischer Wahrheitsanspruch die Hauptrolle spielen.
Die Stars der deutschen Fotoszene geben sich in Düsseldorf derzeit die Klinke in die Hand. Nach der Andreas-Gursky-Ausstellung im Museum Kunstpalast präsentiert die Kunstsammlung NRW jetzt im Ständehaus das Werk von Wolfgang Tillmans – was schon deswegen reizvoll ist, weil sich größere Gegensätze kaum denken lassen. Wolfgang Tillmans der in Berlin und London lebt wurde in den neunziger Jahren mit Magazin-Schnappschüssen der jugendlichen Gegenkultur berühmt. Seine Ausstellungen sind scheinbar nach dem Zufallsprinzip gestaltet – bunt durcheinandergewürfelte Motive, Formate mit Klammern und Klebstreifen einfach an die Museumswände gepinnt. Ein nacktes Liebespaar im Baum hängt neben einem Blick aus dem Flugzeugfenster und der pinkelnde Punk neben einem melancholischen Tropenvogel.
Tillmans wird vor allem für seine Bilder der hedonistischen Jugend gefeiert. Sein Interesse reicht aber weit über dieses dokumentarische Feld in seinem breitgefächerten Werk hinaus. Tillmans geht auch relativ unbeschwert mit seinen Themen um: Im letzten Jahrzehnt reichte sein Schaffen von der Reisereportage über Porträt- und Landschaftsfotografien, Stillleben und Sternbildern bis zu abstrakten Experimenten aus der Dunkelkammer.
Mit dem Titel der „Neue Welt“-Serie spielt Tillmans zudem auf die Neuheit der digitalen Bilder an. Diese große Bandbreite zeigt jetzt auch die Ausstellung im Düsseldorfer Ständehaus. Tillmans bietet einen Überblick über sein gesamtes Werk und gestaltete den zur Ausstellung als kostenloses PDF erscheinenden Katalog. Zudem erhält jeder Besucher mit dem Eintrittspreis ein von Tillmans entworfenes Künstlerbuch.