Fotografie "The princess is a fly #2" von Frank & Steff

Als ich an jenem Morgen die Augen öffnete – falls
das, was ich habe, überhaupt noch Augen sind – wusste ich es
sofort: Ich bin eine Prinzessin. Und eine Fliege.

Meine Beine – sechs an der Zahl – streckten sich
fremd und filigran aus meinem neuen Körper. Meine Flügel flirrten
im Licht wie hauchdünnes Zellophan. Ich war wunderschön. Ich war
falsch. Ich war vollkommen. Und ich war nicht mehr ich – oder doch?

Ich erinnere mich, dass man mich fotografierte.
Sanft, geduldig, mit Licht, das wie Liebe war. Sie sammelten meine
Fragmente, meine Schuppen, meine Fühler, meine winzigen Schatten.
Dann wurde ich zerlegt. Verschoben. Gekrönt.

Ich war nicht mehr das, was ich gewesen bin – aber
auch kein Monster. Ich war ein Bild. Ein Gedanke. Eine Konstruktion.
Sie nannten mich The Princess is a Fly.

Ich glaube nicht, dass ich je in einem Schloss
lebte. Oder einen Thron hatte. Aber hier, im Kreis aus Licht und
Form, bin ich mehr als nur Insekt. Ich bin Möglichkeit. Projektion.
Eine feine Lüge mit Flügeln.

Und falls du mich ansiehst, wirst du dich vielleicht
fragen:

Bin ich schön? Bin ich echt?

Oder: Was sagt das über dich?